Starke Wurzeln im Wind, Gedanken zur Leichtigkeit Teil II

Dieser Beitrag ist eine Fortführung meines letzten Beitrages über den Schwindel und die Leichtigkeit. Ich bin inzwischen weiter ~ geflogen ~ und habe einige neue Sichtweisen gewonnen, die vielleicht auch anderen Menschen helfen könnten.

Mir war es inzwischen schon unangenehm meine Beschwerden so oft zu schildern, als plötzlich jemand zu mir sagte: „Vielleicht ist das ja auch gar nichts für dich.“ Ja was denn? „Das Unsichere.“

„Wenn du auf ein Boot steigst, eine so kleine Nussschale.. es wackelt und du weißt: es wird nie aufhören. Kannst du damit leben? Es gibt Menschen, die gewöhnen sich daran und lernen selbst mit unsicherem Boden ihre Netze auszuwerfen, aber es gibt auch die, die lieber wieder an Land schwimmen.“

Ein unsicherer Boden als Ist – Zustand und die einzige Sicherheit, dass ein Sturm das Boot zum Kentern bringt, das ist wahrlich nichts für mich. Ich möchte mich nicht ständig am Boden festklammern müssen sondern sicher und frei stehen können.

„Du solltest im Wald spazieren und Wurzeln ganz genau anschauen.“

Warum?

„Du brauchst wahrscheinlich Bäume.“

Ist dieser Rat nicht wunderschön? Bäume, jung, alt erfreuen mein Herz. Ich bin ihnen gerne nahe und sie geben mir viel von: Ruhe. Aber so hab ich sie noch nie betrachtet. Sie sind fest verwurzelt, sie halten Sturm und Regen stand, sie wiegen sich und sind leise, trotzdem aber sehr sehr stark.

„Betrachte ihre Wurzeln.“ Um den Blick wieder zu schärfen den du zur Zeit augenscheinlich nicht halten kannst, physiologisch, metaphorisch und um Standfestigkeit zu erfahren. Den jugendlichen Leichtsinn brauchst du nicht mehr, Bewegung und Leichtigkeit im Kopf ja, tief verwurzelt.

Ich hätte denjenigen umarmen können obwohl wir uns gar nicht gut kannten. Das waren einfache aber SO hilfreiche Gedanken. Ein anderer hätte mir vielleicht zu Medikamenten geraten. Bäume haben mich schon immer beruhigt, so betrachtet weiß ich jetzt auch warum. Diese Standfestigkeit, Stärke und Verlässlichkeit brauche ich von mir vertrauten Menschen, wie auch von mir selbst. Deshalb ist der Schwindel so bedrohlich für mich, wobei er ein ganz guter Lehrmeister auf mehreren Ebenen ist.

Mit starken Wurzeln kann man ganz alleine Stürmen stand halten. Wurzeln können auch andere Menschen sein, die dich immer wieder mit Wasser versorgen. Wurzeln wurden gebildet, von klein auf. Wenn du keine hast, wird dich der Wind vielleicht irgendwann ausreissen. Manchmal gibts auch Stellen, die zerfressen sind oder Zeiten in denen kein so gutes Jahr war, die Wurzeln etwas dünner gewachsen sind. Das merkt der erwachsene Baum dann irgendwann. Er kann aber auch oberirdische Wurzeln bilden um sich zu stützen, auch wenn er schon ausgewachsen und vielleicht auch schon alt ist.

Bei mir ist es wahrscheinlich dass der Schwindel eine Schwachstelle gefunden und der Wind mich erfasst hat. Jetzt wippe ich ein bisschen unkontrolliert und mich dagegen wehrend herum. Ich brauche Bewegung, mag Veränderung, den Wind der Neues bringt, sehne mich nach Leichtigkeit, aber nicht auf dem wackeligen Boot, nicht auf brüchigen Wurzeln.

Gerne möchte ich aber lernen anzunehmen dass meine Wurzeln auch von anderen genährt werden können. „Du bist zu stark“ sagte kürzlich eine selbst sehr starke Frau zu mir. „Ja spinnst du?“ antwortete ich. „Doch, du bist zu stark, du bist ganz starr vor Stärke, lass los.“ Diese Haltung hab ich eingenommen weil ich dachte aufrecht für andere und starr vor Schreck weniger leicht umzufallen. Wirkliche Stärke ist das mMn nicht. Ich möchte daran arbeiten dass meine Wurzeln unangreifbar werden oder sie als bereits so stark entdecken, dass ich mich während eines Tornados bis zum Boden runterbiegen kann ohne umzufallen. Dies bedeutet dann auch diese wunderbare Leichtigkeit die ich vermisse, die aber die die „schweren“ Gedanken nicht ausschliesst … aber ~ trägt ~.

 

 

 

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