Roadtrip Iceland – Selfoss, Dettifoss, Solfatare von Hevrir, Kratersee Viti bei Krafla, Námaskarð, Myvatn Gebiet & Nature Baths und … der Godafoss
Mittlerweile sind wir im Nordosten von Island angekommen, dort blieben wir zwei Nächte (eigentlich auch zu wenig). Wir besuchen die Wasserfälle Selfoss und Dettifoss, das Solfatarenfeld von Hevrir, den Kratersee Viti im Kraflagebiet, fahren mehrmals über den Pass Námaskarð. Das Gebiet um den Myvatn See beeindruckt uns mit seiner Lieblichkeit, die Nature Baths wärmen Körper und Geist. Bei der Abreise besuchen wir den königlichen Godafoss.
Schweren Herzens – ja richtig Schweren Herzens rissen wir uns von unserem AirBnB am See Lagarfljót los und fuhren Richtung Egilsstadir, um wieder auf die Ringstrasse zu kommen. Eine gefühlt kurze Fahrt später – zuerst über grüne Landschaft, dann wurde es wieder vulkanisch – muss man von der Ringstrasse abbiegen, um zu zwei von Islands berühmtesten Wasserfällen zu gelangen: dem Selfoss und dem Dettifoss, beide nur einen kurzen Fußmarsch voneinander entfernt. Trotz der frühen Morgenstunde waren schon viele Besucher vor Ort, Massen an Menschen wanderten die markierten Wege entlang. Lautes Getöse und wir waren am Dettifoss.
Wassermassen stürzten sich in die Tiefe, die dabei entstehende Gischt zieht sich weit die Schlucht entlang. Wir konnten den weiteren Flussverlauf gar nicht erkennen. Wasserfälle sind immer anders, man kann sie stundenlang anschauen. Das festgehaltene Bild wie ein Gemälde. Beeindruckende Kraft.
Der Selfoss, nicht weit entfernt, aber doch von ganz anderem Charakter. Lang gezogen, in mehrere Wasserfälle geteilt, nicht minder laut und gewaltig, ein Kunstwerk.
Das Wasser war etwas schlammig. Ich weiß leider nicht ob das bei den beiden Fossen generell so ist oder ob dies am schlechten Wetter lag (wie bei uns nach Unwettern).
Von hier aus war es nur mehr eine kurze Fahrt ins Myvatngebiet. Von Osten kommend erkennt man von weitem auf der rechten Seite das Kraflagebiet und links das Solfatarenfeld von Hevrir am Berg Námafjall an ihren Farben. An diesem Tag fuhren wir aufgrund des schlechten Wetters daran vorbei, über einen wahrlich malerischen Abschnitt der Ringstrasse über den Pass Námaskarð.
Nicht weniger aufregend die Aussicht auf der anderen Seite, der Myvatn See und seine Umgebung:
Pseudokrater in Sicht, diese unglaublich blauen kleinen Seen, rauchende Fumarolen, gutes und schlechtes Wetter. Der Reisebus kommt von links, von den Myvatn Nature Baths, die wir an diesem Abend auch besucht haben.
Der Eintritt ist zwar nicht ganz so teuer wie in der Blauen Lagune, aber auch kein Schnäppchen. Frau/Mann bekommt ein Kästchen zugewiesen und wird gebeten sich vorher abzuduschen. Es war eiskalt. Der Weg von den Duschen zum Wasser war ewig. Aber wow, welch umfassende, natürliche Wärme in dem Becken. Es gibt lauwarme Bereiche, warme Bereiche, sehr warme Bereiche und Bereiche die sind heiß, da haben wir uns aufgehalten. Der Boden besteht aus Sand und Kiesel. Es wird immer wieder geothermal heißes Wasser nach oben gepumpt und man bekommt einfach nicht genug. Das Wasser besteht aus Mineralien und Alkaline, die nicht nur gut für den Körper sind sondern auch Pflanzen und Bakterien auf natürliche Weise fern halten. Somit braucht es kein Chlor. Wenn man sich zu weit aus dem Wasser wagt erfriert man, deshalb hinein in die Hitze bis man aufgeweicht ist wie eine alte Oma. Wenn nur der Weg zurück zum Umziehen nicht wäre! Wir waren stundenlang im Wasser und wenn ich mir das Bild so ansehe, würde ich genau jetzt gerne wieder reinspringen.
Meine Unterkunft (Männer schliefen wieder im Zelt) war auf halben Weg nach Husavik, rund um den See war nichts mehr frei. Für die nächsten zwei Nächte hatte ich ein Guesthouse gebucht, welches sich an einem Privatsee befand, nicht ganz leicht zu finden. Der Weg dorthin – inzwischen von uns sehr geliebt – eine gravel road!
Das Guesthouse war landestypisch. Wie bereits hier erwähnt war es preislich eher günstig gewählt, hat aber meine Ansprüche erfüllt. Das Zimmer war miniklein und mit meinem Koffer und mir bereits voll. Zum Duschen, Klo und Zähneputzen musste ich ein paar Stiegen steigen. Es war sehr hellhörig. Ich konnte die Whatsapp Diskussion meines Nachbarn mitverfolgen, auch wie er sich im Bett gedreht hat. Wir sind ja nur einen Meter auseinander gelegen und die Wände sind in Island meist sehr „lattrig“. Ich hab aber trotzdem gut geschlafen denn das Bett war sauber. Die Bettwäsche war frisch und warm und ich hatte nicht das Gefühl, das hier schon tausende vor mir gelegen haben. Das ist mir das Wichtigste. Die Rezeptionistin (der das Guesthouse wohl auch gehörte) nahm sehr ernst dass ich bei meiner Buchung „Veganerin“ erwähnt habe. Von irgendwoher trieb sie im Nirgendwo vegane Salami auf, die ich eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Sie beäugte mich kritisch und erzählte mir, dass ihre Familie Lämmer schlachten würde und ihr VeganerInnen unheimlich seien. Ich dachte mir: unheimlich aber auch Tierbabies zu töten, war ihr aber trotzdem dankbar für die Geste mit der Salami. Für sie war es ok, dass meine zwei Männer am zweiten Tag vor meinem Zimmer campierten, das war praktisch und sie konnten auch das Klo und den Frühstücksraum mitbenutzen.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir nach Husavik, um dort Wale zu beobachten. Dem bewegenden Erlebnis möchte ich einen eigenen Beitrag widmen. Am Nachmittag fuhren wir zurück zum Kraflagebiet, besuchten den Kratersee Viti. Er liegt versteckt hinter einem Geothermalkraftwerk, welches weniger schön anzusehen ist. In der isländischen Mythologie vermutete man hier einen Eingang in die Hölle. Entstanden ist der See durch eine riesige Dampfexplosion zu Beginn einer Ausbruchsserie. Auch dieser Kratersee ist wunderschön anzusehen, bei Sonnenlichteinfall leuchtet er in verschiedenen Blau – und Grüntönen.
Zum Abschied wurde uns noch ein Regenbogen geschenkt. Leider wieder keinen Kübel voll Gold gefunden.
Daraufhin erkundeten wir das Solfatarenfeld von Hevrir vor dem Námafjall. Zwischen den dunklen Schlechtwetterwolken blitze manchmal die Sonne hervor, was die Szenerie noch dramatischer erscheinen ließ. Es dampfte. Es brodelte. Es zischte. Ich erinnerte mich an Gunnuhver ein paar Tage zuvor. Den Schwefelgeruch liebte ich inzwischen, genauso wie die gravel roads. Die dauerrauchenden Fumarolen, ihre Grünfärbungen, das leuchtende Gelb und orange, das ganze Geschehen hier, unserer Mutter Erde ganz nahe.
Aber auch dem Myvatn See wollten wir unbedingt einen Besuch abstatten. Es gibt dort bizarre Lava – und Tuffstein- Formationen in lieblichen Landschaften zu entdecken, wo sicherlich wieder Elfen und Trolle zu finden sind. Auch ornithologisch ist der See bedeutend. Dadurch, dass er so flach und durch unterirdische Quellen gespeist so warm ist, leben dort Schwärme von Mücken (Myvatn ist isländisch für Mückensee). Das sind ideale Lebensbedingungen für viele seltene Vögel, vor allem Enten.
Kaum über den Námaskarð Pass wurde das Wetter wieder schlecht. Wir fuhren dem See entlang Richtung Süden und auch hier schenkte uns Island einen Regenbogen, über dem riesigen Explosionskrater Hverfjall, auf den man auch wandern kann.
Trotz des schlechten Wetters konnten wir den Charme von Myvatn fühlen. Wir wanderten eine kleine Runde im Regen. Mücken haben wir nur ganz wenige gesehen, keine von ihnen hat uns in irgendeiner Weise belästigt oder gestochen. Die meisten Mücken dort sind Zuckmücken, die gar nicht stechen. Außerdem ist das hier ihr Gebiet und wir sind die Eindringlinge, deshalb wäre ein bisschen Stechen auch erlaubt ;).
Dieser Ort, wie so viele andere in Island, wäre einen Aufenthalt von mehreren Tagen wert. Einfach bleiben, atmen und wirken lassen.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu unserer bisher längsten Route: einmal im Norden fast über die ganze Insel zu den Westfjorden. Zuvor kamen wir aber noch an dem – meiner Meinung nach schönsten – Wasserfall vorbei: dem Godafoss.
Warum der Allerschönste? Wegen seinen Farben. Während Selfoss und Dettifoss eher bräunlich waren, leuchtet der Godafoss in wunderschönstem Blau und Türkis.
Hier stehe ich knapp über der Fallkante und atme die Gischt ein.
Wundervoll. Ein weiteres Mal: Danke Island dass du uns so sehr bewusst machst, wie wundervoll unser Planet ist!
Im nächsten Beitrag beutelt es mich wieder richtig durch – wir haben das Glück, Wale in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu dürfen.