Roadtrip Iceland – eigensinniger Geysir Strokkur, mächtiger Gullfoss, Geheimtipp Urridafoss, märchenhafter Seljalandsfoss und bewegender Skogafoss
Tag 2 unseres Roadtrips auf der Insel der Seelenlandschaften, Island.
Heute auf einer Strecke die wohl die meisten Touristen auf Island zurücklegen: Geysir Strokkur, Gullfoss, Urridafoss, Seljalandsfoss und Skogafoss – ein Teil des Golden Circle.
Begonnen haben wir mit dem Geysir Strokkur. Ganz früh, aber doch waren schon viele Menschen dort. Die meisten haben ein Foto gemacht als er ausgebrochen ist und sind wieder abgezogen. Ich habe mich ziemlich amüsiert muss ich sagen. Der Geysir veralbert die Menschenmenge ganz schön. Mehrmals tut er so, als würde er ausbrechen. Alle halten den Atem an und machen: „Ooooooooh“ und er bricht einfach nicht aus. Alle atmen aus und schauen auf ihre Kameras und der Geysir BRICHT AUS! Alle: „Aaaaaaaah!“ und haben die ersten Sekunden verpasst. Packen ihre Kameras dann wieder ein und er bricht sofort wieder aus. Manchmal nur so ganz lustlos ein paar Meter hoch, manchmal aber vollgas in die Höhe. Dann zieht er sich wieder zurück und man wartet. Wartet. Man muss echt warten. Lange. Ich find ihn sympathisch. Und da ich das Spektakel lang genug beobachtet habe ist mir ein Foto von dem schönsten Moment gelungen, dem Augenblick kurz bevor er wirklich ausbricht.
Es lohnt sich auch hier die Umgebung zu erkunden. Man kann hinter Strokkur auf einen Hügel steigen und das Umland wunderschön umblicken. Auch sein Nachbarsgeysir, der große Geysir (nach dem alle Geysire auf der ganzen Welt benannt sind) ist einen Besuch wert. Er bricht leider nicht mehr aus bzw. sehr selten. Auch hier hab ich das wunderschöne leuchtend blaue Wasser gefunden.
Der Erste von Islands gewaltigen Wasserfällen war für uns der Gullfoss. Er besteht aus zwei Stufen, bei der unteren Stufe stürzt das Wasser gewaltig laut und tosend in eine Schlucht, die das Wasser dann malerisch – aber nicht weniger wild – wegbringt. Ja, in der Tat, die isländischen Wasserfälle führen ein wenig mehr Wasser als die Stubaier. Man wird hier ganz kleinlaut. Und nass. Auch das Titelbild dieses Beitrages habe ich beim Gullfoss gemacht.
Vom Parkplatz des Gullfoss kann man übrigens einen Gletscher sehen – den Langjökull. Sehr, sehr beeindruckend weil so riesengroß und so nah. Nach der Natur – Gewalt Gulfoss sind wir Richtung Süden gefahren um auf die Ringstrasse zu kommen. Dabei hatten wir ein trauriges Erlebnis. An einer Stelle auf der Schnellstrasse hüpfte ein Rabe umher. Er hatte ganz Island um sich, aber irgendwas schien in auf der Strasse zu faszinieren. Ich dachte mir schon: Pass auf, kleiner Mann. Wie immer sprachen wir darüber wie intelligent Raben sind und wie alt sie werden können. Dass die Nüsse vor Autos werfen um sie zu knacken. Im Gegensatz zu anderen Vögeln traue ich den Raben deshalb mehr Vorsicht im Strassenverkehr zu und schlief kurz ein. Als wir am nächsten Tag an der selben Stelle vorbei fuhren, lag der Rabe dort tot. Es berührt mich immer noch sehr. Ich kann es nicht verstehen und bin mir sicher, er hat gut aufgepasst. Aber jemand hat ihn wohl zu schnell erwischt. So etwas rumort Stunden, Tage in mir und auch, ob der Rabe wirklich tot ist und ich nicht noch was für ihn tun könnte. So schlimm, wie alle anderen Unfälle auf der Strasse. Dieser Rabe hätte noch uralt werden können.
Der nächste Foss (= Wasserfall) auf unserer Tour war der Urridafoss. Er ist ein recht unbeachteter Foss neben der Ringstrasse und doch der wasserreichste. Er verdient eindeutig mehr Beachtung, er ist riesig, breit und wunderschön. Auf Wikipedia lese ich gerade dass unter ihm ein Wasserkraftwerk geplant ist, was sein Ende bedeuten würde. Das ist mir unverständlich, wie so vieles was gegen die Natur geht verletzt es einen fast persönlich. Und es gibt auf Island diese Menschen, die genauso fühlen und sich dagegen engagieren. Ich hoffe dass er in den nächsten Jahren mehr Aufmerksamkeit erhält, damit sich Island das nochmal überlegt. Oder: dass die Elfen und Trolle was dagegen haben, dass dort gebaut wird. Darauf wird nämlich tatsächlich Rücksicht genommen. Wenn versehentlich ein Gebiet der Elfen und Trolle zerstört wird, gehen Maschinen kaputt bzw. andere Unglücke passieren. Dass dies nur das Werk empörter Elfen und Trolle sein kann, das glauben auch Bauingenieure und hohe Politiker. Es gibt in Reykjavik sogar eine eigene Elfenbeauftragte.
Die Ringstrasse selbst ist eine konsequent zweispurige Strasse um die ganze Insel mit unserer und der Gegenspur. „Follow the One“ heisst es meist aus dem Navi. Bis auf ein paar wenige Teilstücke ist sie durchgehend asphaltiert. Ich bin mir sicher dass sie bald ganz asphaltiert sein wird, deswegen bin ich ganz stolz noch auf ihren letzten gravel roads gefahren zu sein. Sie ist wahrlich praktisch angelegt, nahezu alle wichtigen Sehenswürdigkeiten befinden sich neben oder max. 20 Autofahrminuten entfernt von ihr.
Das Stück Ringstrasse vom Urridafoss Richtung Süden gestaltet sich für Islands Verhältnisse zuerst etwas eintönig. Weite bewirtschaftete Ebenen, man fährt durch ein paar Orte hindurch. Dann wird es wieder interessant. Rechts erscheinen im Meer die Vestmannaeyjar Inseln, links das Gebirge, auch Gletscher sind wieder zu sehen. Und unübersehbar – an der felsigen Abbruchkante ein Wasserfall von dem wohl jeder schon mal ein Bild gesehen hat: der Seljalandsfoss. Eingeengt zwischen den ihn umzingelnden Touristen stürzt er sich von der ehemaligen Küstenkante über 60 m hinunter. Auch er ist in ein paar Schritten von der Ringstrasse aus zu erreichen.
Das Besondere an ihm ist: man kann unter ihm durchgehen. Der Weg ist schmal, für ein Foto mit dem Foss allein muss man warten. Empfindliche Kameras oder Menschen sind hier fehl am Platz, er sprüht Wassernebel um sich die märchenhafte Regenbögen bilden. Ich weiß nicht wieviele Fotos ich gemacht habe. 400? Es ist magisch, wenn nur nicht so viele Touristen da wären.
Am besten hat mir das Moos unter ihm gefallen, das ständig bewässert wird und deshalb ganz besonders üppig ist.
Ein weiteres Stückchen Ringstrasse in Richtung Süd(-osten) – bei dem sich die Südküste dann in ihrer vollen Schönheit präsentiert – kommt man an bizarren Felsformationen (besonders beeindruckend im Abendlicht, wer genau hinsieht bemerkt auch wieder versteinerte Trolle), mittelgroßen unbeachteten Fossen und dem Eyjafjallajökull vorbei. Ganz ruhig liegt er da. Als wäre nichts gewesen … 2010. Fast übersieht man ihn, man ist auch abgelenkt von den Islandpferden, die hier mit wehender Mähne die Landschaft noch weiter verschönern.
Hinter ein paar Ecken dann plötzlich … der Skogafoss! Von weitem sieht er ja noch ganz langweilig aus. Vor ihm befindet sich ein Campingplatz, es tummeln sich sehr viele Menschen dort. Je näher man ihm kommt, desto wilder wird es. Wild im Sinne von beeindruckend. Es vibriert ja schon fast. Man kann ganz gerade zu ihm hingehen. Er befindet sich in einer Art offenen Höhle, die Gesteinsformationen bilden einen schönen Abschluss vor ihm. Man weiß man wird nass und man weiß, es ist sehr laut und kalt und windig, aber in dieses Erlebnis einzutauchen ist einzigartig. Ergreifend. Diese Wassermassen die herunterstürzen, diese Kraft! Es passiert ob man will oder nicht, als Mensch ist man der Natur gegenüber nur ganz klein und am Ende kann sie niemand beherrschen. Das zu erfahren, ist elementar. Dies meine ich wenn ich sage, Island lehrt mich Demut. Ich musste wieder schauen, schauen, schauen. Und den kalten Wassernebel einatmen. Nur lange geht das nicht, man ist wirklich innerhalb von Sekunden durchnässt. Da in dieser Höhle keine warme Föhnstimmung herrscht, hält das der Härteste nicht lange aus. So bin ich vor, zurück, eine Schicht ausgezogen, wieder vor, zurück, Schicht aus, bis ich dann nur mehr eine anhatte. Auch das Foto machen gestaltet sich sehr schwierig. Wenn man gerade vor rennt und weiß, jetzt hast du nur die paar Sekunden für ein Foto allein mit dem Skogafoss, läuft immer ein Italiener (ich weiss auch nicht wieso, aber es waren immer Italiener) mit einer roten oder gelben Jacke rein und versaut das Foto. Da der Fotograf ja weiter hinten bleiben muss um das Schauspiel zu erfassen und die Kamera zu schützen, ist die Chance für die Italiener auch am Bild zu sein also ziemlich groß. Viel wichtiger als dieses Ärgernis war aber die sinnliche Erfahrung. Die mit der pinkfarbenen Jacke bin auch tatsächlich ich.
Seitlich rechts gibt es einen Aufstiegs – Weg. Erstaunlich, was man dort findet. Ein Troll der direkt zum Skogafoss schaut, ganz mit Pflanzen bewachsen.
Und das sieht er:
Im nächsten Beitrag nehm ich euch mit nach Landmannalaugar.