Roadtrip Iceland – die F208, Kraterseen Hnausapollur & Ljótipollur, gemalte Berge mit Obsidianen im Lavafeld Laugahraun, Landmannalaugar (incl. Hjálparfoss & Gjáin)
Auf der F208 durch Mondlandschaften, Schlaglöcher und Felsbrocken gekämpft, vorbei am Hjálparfoss, den Kraterseen Hnausapollur und Ljótpollur, durchgeatmet, aufgeschaut und sich gefragt: Wer ist der Künstler dieses phantastischen Bildes? Landmannalaugar, eine Gebirgslandschaft wie gemalt in einem beeindruckenden Spiel der Farben, welches wir dem Vulkanismus auf Island zu verdanken haben.
Dieser Tag! Von früh bis spät ein Abenteuer. Nur wegen diesem Tag haben wir uns einen 4WD SUV gemietet, da ein Kleinwagen ohne Allrad auf der F208 (gravel road = unbefestigte Strasse) nach Landmannalaugar nicht zugelassen ist.. zurecht!
Und los gehts! Wie bereits erwähnt haben wir unsere ersten Nächte in Laugarvatn verbracht. Nicht weit weg von der Hekla (Bild, einem der noch aktiven großen Vulkane auf Island) und somit nicht weit weg von Landmannalaugar. Es gibt zwei Wege dorthin. Man kann die F208 beginnend bei der Ringstrasse im Eldhraungebiet im Süden rauffahren oder wie wir vom Nordwesten.
Vorbei an lieblichen Wiesen – und Seenlandschaften befindet sich auf dem Weg rechts unten der Hjálparfoss. Er ist nicht groß, aber sehr romantisch. Zwischen Basaltsäulen stürzt er sich gespalten in ein Becken, welches umgeben ist von Natur und hohem Gestein. Das Wasser ist seicht und man sieht bis zum Boden. Hjálp heißt auf Isländisch Hilfe und bedeutet, dass dieses Gebiet nach den (noch folgenden) riesigen Mondlandschaften für die Pferde endlich wieder Wasser und Futter hervorbrachte.
Dann wirds karg. Gesteinswüste, vereinzelte Pflänzchen, schwarze Erde, als Seelenlandschaft stellt dies wohl die Depression dar. Für meinen Sohn einmalig, denn dem Mond so nahe wie hier ist man wohl selten. Es gab auch schon Übungen der NASA in diesem Gebiet. Wenn die Landschaft wieder kurz zu grün wechselt, queren drei Schafe. Und das ist erwähnenswert! Schafe auf Island sind immer zu dritt! Ich möchte unbedingt herausfinden warum das so ist.
Durchbrochen wird die „moody“ Landschaft durch die Strasse, die sich oft wellenartig vor dem Auto präsentiert. Auf, ab. Große Seen, sowie Staubwolken der vorbeifahrenden Autos.
Nachdem die F26 dann zur F208 wird kurz nach links geblickt (Bild), kommt rechts ein Warnschild: sich ab hier nur mehr mit allradbetriebenen Autos fortan zu bewegen. Und das ist nicht nur eine „verboten“ – Sache, das ist ein nett gemeinter Ratschlag Islands. Auch die Autovermieter lassen Fahrten auf dieser Strasse nur mit ausgewiesenen Autos zu. Ab diesem Schild werden die Steinchen zu Brocken und die Mulden zu Löchern. Es gibt nicht viele Gebotsschilder auf Island, aber die die es gibt, besser nicht ignorieren. Ein Blick auf die Karte, weit kann es ja nicht mehr sein. Denkste. Schnell kann man nicht fahren. Den Löchern und Steinen ausweichen, hinter dem langsamen Vordermann herfahren, schneller als 30 km/h sind wir die ganze Strecke nicht gefahren. Leider hab ich vergessen wie lange wir gebraucht haben, aber ich schätze 1,5 Stunden von dem Schild weg, wobei es laut Karte nicht mehr viele Kilometer waren. Überholt wurden wir von riesigen Jeeps, deren Räder größer waren als ich. Auch die Touristenbusse sind gut ausgerüstet, aber die Leute darin wurden auch ziemlich durchgeschüttelt.
Seit ich das erlebt habe, sehe ich die urbanen SUVs etwas anders. Wenn man bei uns in Tirol keine Alm im tiefsten Winter besitzt, mal ehrlich: wozu braucht man einen SUV? Die F208 in Island war die erste Strasse in meinem Leben wo es es keine Alternative gäbe. Aber bei uns ist doch überall ein Forstweg und im Winter wird geräumt, schneller als man schauen kann, Furten gibts auch keine. Ein so teures Auto wegen dem einen Tag des wilden Schneefalls bei uns zu kaufen halte ich für nicht notwendig. Es ist wie bei der Sportmode, man kauft sich damit das Gefühl, sportlich und abenteuerlustig zu sein, seine Funktionen richtig ausnützen kann man bei uns nicht. (Ebenso die namhaften Superfunktionssportjacken in der Stadt. Die wahren Berghelden die ich kenne kaufen sich nicht jedes Jahr ein neues Teil, weil es das in einer neuen Farbe gibt. Die haben eine Hose, die dafür ausgerichtet ist was sie brauchen und besitzen diese bis sie löchrig ist. Es geht nicht ums Aussehen, es geht ums Erleben, was damit möglich gemacht wird. Auch die pelzbesetzten Modeteilchen zähle ich dazu. Wir leben nicht über, nahe oder knapp unter dem Polarkreis, bei uns wird es niemals so kalt, dass man einen Pelz rechtfertigen könnte. Davon abgesehen wärmt ein Bommel oder ein Kragen nicht.)
Aber selbst in der Kargheit ist Island reich. Ganz besonders wenn riesige Krater sichtbar werden, scheinbar überdimensionale Sandbauten in grauschwarzer und roter Farbe, daneben grüne Berge die bei schräg einfallendem Licht irreal leuchten.
Eine kleine Abzweigung auf einen Hügel, der wir nur zufällig gefolgt sind und dann das:
BÄM! Das hab ich nicht geplant und nicht kommen sehen, umso größer die Überraschung! Der Kratersee Hnausapollur liegt da ganz versteckt erhöht neben der Strasse. Nicht nur dass er sich wunderschön blau und grün und riesig in der Sonne spiegelt, neben ihm liegt ein grüner Berg, scheinbar ganz aus Moos und weichem Gras. Dreht man sich um, überblickt man die weite, weite Wüstenlandschaft, weitere Seen, sieht von oben in einen Pseudokrater, kann die Weite erfassen. Leider bin ich nicht weiter raufgekraxelt, aber das würde ich jedem empfehlen.
Von da an ist es nicht mehr weit. Vorbei am Bergsee Frostastaðavatn (Bild) sind es noch ein paar Kurven abwärts, man passiert die „Kreuzung“ wo sich F208 von Süden und Norden vereinen und dann hat man es vor sich, Landmannalaugar. Das letzte Stück nach Landmannalaugar unbedingt nach rechts oben schauen, da streiten sich Trolle, da flüchten Trolle, es scheint eine so wilde Party gewesen zu sein, dass die Sonne unbemerkt aufgehen konnte.
Man kommt zu einem Parkplatz, der natürlich restlos überfüllt ist. Nach diesem Parkplatz kommt eine Furt. Für uns war es die einzige Furt, dies kommt ja bei regnerischen Wetter auf der F208 noch dazu! Was das angeht bin ich wenig abenteuerlustig, da es sich ja um einen Mietwagen handelt den wir noch mehrere Tage brauchen. Eine kurze Meinungsverschiedenheit mit den Männern, wir haben dann aber VOR der Furt einen Parkplatz gefunden.
Umgeben von hohen Hügeln, Bergen welche in allen Farben leuchten, findet man sich in einem Wollgrasfeld wieder. Die Berge sind rot, braun, beige, ocker, gelb, grau, blau, grün, schwarz und weiß (Schnee und Ablagerungen). Es sieht aus wie ein Aquarellbild. Selbst wenn die Sonne von Wolken bedeckt ist. Es sind viele Leute dort, es gibt zwei Häuser, einen Campingplatz und eine überfüllte heisse Quelle. Das Wollgrasfeld wird durchzogen von einem Fluss, in dem sich die Algen malerisch räkeln. Ein kleines Vögelein hat uns ein Stück begleitet.
Es gibt viele verschiedene Wanderrouten in Landmannalaugar. Auch hier würde ich – wenn die Zeit vorhanden ist – auf einen der hohen Berge hinauf kraxeln für einen Rundumblick. Wir haben uns für das Lavafeld Laugahraun entschieden, da dieses ein hohes Obsidianvorkommen aufweist. Eine Besonderheit, vor allem für einen kleinen Geologen wie meinen Sohn. Obsidiane entstehen bei schneller Abkühlung von Lava, sind tiefschwarz und fast schon „gläsrig“. Das Lavafeld ist leicht erhöht und von Furchen durchzogen, an den höchsten Stellen wächst Moos. Hraun = Lava.
Am Ende des Lavafeldes haben wir uns ins Moos gelegt. Umgeben von mindestens drei Trollen, die auch alle not amused waren sondern eher am Schreien, haben wir gejausnet und geschaut, geschaut, geschaut. Wir blickten in ein weites Grünland aus Moos und weichem Gras, dahinter ein weiteres Landmannalaugar – Gemälde.
Es ist schwer, sich zu verabschieden. Egal wie, man hat einfach immer zu wenig Zeit auf Island. Sollte ich nochmals nach Landmannalaugar kommen, muss ich irgendwie übernachten. Es gibt viel hier dem man einen ganzen Tag widmen kann. Auf dem Weg zurück haben wir den Explosionskratersee Ljótipollur besucht, die Auffahrt war mehr als abenteuerlich. Mir kam es vor als stehe das Auto 90 Grad mit der Front aufwärts und bei der Rückfahrt abwärts, rutscht seitlich weg und bitte vergesst nicht die Gegebenheiten: Schlaglöcher und Gesteinsbrocken. Ich bin aber eher von der ängstlichen Sorte, was das angeht. Es war schon später, die Sonne schien schon etwas flacher und es waren unglaubliche Landschafts – und Seelenbilder.
Nach Gerumple und Geschüttle war es ein Gefühl wie auf Watte, wieder auf eine befestigte Strasse zu kommen. Wir haben bei der Rückfahrt vergebens den Haifoss gesucht, haben aber dafür die Schlucht Gjáin gefunden. Geheimtipp! Wie im Kaninchenhimmel. Der totale Kontrast zu der zuerst durchlebten Wüstenlandschaft. Alles so lieblich, weich, kleine Bäche, die Abendsonne gab ihr Bestes, kleine Wasserfälle, kleine Wege, kleine Brücken, Moos, Bärenklau, kleine Felsen, definitiv (m)eine Seelenlandschaft.
Was für ein wundervoller Tag! Bin sehr dankbar das erleben zu dürfen.
Im nächsten Beitrag treffen wir endlich Papageientaucher und legen uns ins Moos vom Eldhraun.