Kleines Pflänzchen, gib Acht wer dich umschwirrt

Die Tage in der Villa Vegana waren nicht nur Urlaub für den Körper, das Auge und den Bauch, vor allem für die Seele. Von konstruktiven Menschen umgeben zu sein, das macht so einiges mit mir. Aufgefallen ist mir das vorerst nicht. Ich bin noch Tage in dieser Blase geschwebt, vorbei an den Brettern vorm Kopf.

Dann erreichte mich diese Nachricht: „Ich soll dir ausrichten, dass du … machen sollst weil… und das ist nicht gut, das haben sie dir ja schon öfters gesagt, also machs bitte.“

Zuerst mal Stille, dann hab ich sie gespürt, die Wut die wie Lava in mir hochstieg. Es gibt Menschen die absolut keine Scheu davor haben sich in andere Leben einzumischen. Die denken ein Verwandtschaftsverhältnis, eine kurze Bekanntschaft (manchmal nicht mal das) reichen aus um über jemand anderen zu urteilen und noch schlimmer, der- oder demjenigen zu sagen was sie doch „bitte“ tun sollen, weil es das „Beste“ für „sie“ (für wen genau?) wäre. Mit offenem Mund hör ich zu wie Menschen mir überzeugt Halbwahrheiten oder Unwahrheiten predigen, die sie gehört gelesen gesehen haben, gesellschaftliche Normen und Bräuche, die sie brav befolgen und welche auch das Beste für mich wären. Und dass Menschen die es anders oder unglaublicherweise gar nicht machen, schlichtweg ein bisschen komisch sind. Ohne je genauer hin geschaut zu haben, das Fremde ist feindlich. Punkt. Weil man etwas schon Jahrhunderte so gemacht oder besprochen hat, weil der Nachbar es so macht, ist es gut so und willst du dazugehören und gesund bleiben und lang leben, dann mach mit.

NEIN!

Nicht weil ich eine Rebellin sein will, ich muss es sein, schon von klein auf! Ich hab gestrauchelt und in der Folge ging es mir sehr schlecht. Als mein Sohn noch klein war, ein Baby, fiel mein Schutzschild. Ich weiß nicht wieso, hab mir schon viele Gedanken darüber gemacht. Plötzlich kamen von überall her Ratschläge, wie ich es machen soll und wie ich zu fühlen habe. Was mich glücklich machen muss und welche Gefühle genau jetzt nicht richtig am Platz wären. „Du musst jetzt so sein und nicht anders!“ war die Kernaussage. Die Stimmen waren viel zu laut, ich habe ihnen große Macht gegeben. Mich selbst ignoriert und mit Tränen den Kinderwagen vor mir hergeschoben, ständig fragend was mit mir nicht stimmt. Jetzt weiß ich es: Es war mein Umfeld, das nicht stimmte! Als ich meinen Weg gerade nicht gefunden habe zu versuchen mich krampfhaft auf einen anderen zu zwingen, das ist im Nachhinein betrachtet sogar ein bisschen gefährlich. Es hat viel Zeit und inneres Leiden benötigt bis ich wieder die Kraft hatte mich zu wehren. Mit manchen Personen spreche ich auch heute noch nicht, ich rechtfertige mich nach wie vor vor ihnen.

2010 hab ich diese wunderbare Erfahrung mit konstruktiven Menschen schon mal gemacht: ich war zehn Tage mit ihnen in der Natur unterwegs. Danach war ich überzeugt, ich brauche niemanden für mein Glück. Ich reiche so, wie ich bin. Genau diese Worte waren in meinem Kopf und meinem Herz. Ich kam zum Flughafen Check In um heimzufliegen. Es stand eine junge, stark geschminkte, affektierte Flughafendame vor mir. Sie tippte emsig meine Daten in ihren Computer und schaute mich von oben herab an: “ Sie haben so und so viel Gramm zuviel Gepäck. Sie haben zwei Optionen, sie bezahlen jetzt 70 Euro oder…“ (genervter Blick auf die Menschenschlange hinter mir) „sie packen um“. Gut, ich hätte in Schweiß ausbrechen können und mir Gedanken machen wie viele Leute ich jetzt aufhalte, mein Zeug nehmen, irgendwohin verkrümeln um umzupacken, mich noch mal anstellen und noch mal höflich darum bitten, jetzt doch einsteigen zu dürfen. Das wäre meine übliche Vorgehensweise gewesen. Ich hätte aber auch laut schimpfen können, vor allen mein Zeug durch die Luft schmeissen, umpacken und meinen Platz in der Schlange nicht verlassen können. Aber was ich nach zehn Tagen der vollkommenen seelischen Entspannung und des Fortschrittes gemacht habe: Ich habe der Dame in der selben Affektiertheit geantwortet dass ich alles bezahle, ich möchte mir selbst keine Unannehmlichkeiten bereiten. Übersetzt: Es ist NUR Geld. Ja. So fühlte ich damals. Es war mir völlig egal, denn was waren diese 70 Euro im Gegensatz zu einem engen Gefühl im Hals, dem ständigen Fragen was andere von mir denken, dem strengen Blick von außen auf mich selbst gerichtet, den Rechtfertigungen.. kurz: dem sich selbst einzwängen in die definierten Grenzen der anderen?

Mittlerweile kann ich destruktive Menschen schon nach wenigen Sekunden enttarnen und reagiere sofort, meistens mit Abbruch der Situation, je nachdem wie nah mir dieser Mensch steht mit mehr oder weniger Sachen-in-der-Luft-rumschmeissen. Auch ohne danach die Sachen in meinem Kopf so umzupacken, wie ich es für die anderen hätte besser machen können bzw. ohne dafür mit meiner wahren Gesundheit zu bezahlen. Die Nachricht, die mich zu diesem Blogeintrag brachte (oben erwähnt) und die versucht hat, mir meine Villa Vegana Kraft zu nehmen war: Ich solle doch bitte eine Pflanze wegschmeissen, die so tot aussieht.

Die Pflanze bekommt unten neue Triebe. Man muss nur genau hinschauen, sie als Lebewesen erkennen und nicht einfach nur als Einrichtungsstück. Und ich wünsche mir das sie blüht, blüht, blüht!

An Metaphorik fast nicht zu übertreffen.

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